03.12.2008

Bewertung und Bilanzierung: die negative Stille Reserve

Posted in Bilanzierung, Buchführung tagged , , , , , , , , um 6:36 am von Harry Zingel

Stille Reserven, so weiß der Buchhalter, sind nicht aus der Bilanz ersichtliche Vermögensgegenstände. Sie entstehen durch Unterbewertung der Aktiva oder Überbewertung der Passiva, beides insbesondere im Rahmen des handelsrechtlichen Vorsichtsprinzips (§252 Abs. 1 Nr. 4 HGB). Stille Reserven verschleiern den Überblick über die Lage der Unternehmung, weil sich der sachverständige Dritte kein wahrheitsgemäßes Bild mehr aus dem Zahlenwerk der Bilanz machen kann. Die deutschen Bilanzierungsvorschriften sind daher seit Jahren in der Kritik. Was aber sind „negative“ Stille Reserven?

Schon vor mehreren Jahren wurden die amtlichen AfA-Tabellen reformiert, und das heißt natürlich, verschärft. Seither müssen viele Vermögensgegenstände länger abgeschrieben werden als sie tatsächlich genutzt werden. Auch wenn Wirtschaftsgüter bei tatsächlichem Abgang ausgebucht werden können, sind sie während ihrer Nutzungsdauer doch oft überbewertet: es entsteht eine negative Stille Reserve. Das hat sich seit letztem Januar noch verschärft, denn mit der Abschaffung der degressiven AfA gibt es jetzt keine Möglichkeit mehr, einen anfänglich schnelleren Wertverlust angemessen abzubilden. Wer beispielsweise ein Neufahrzeug kauft, verliert im ersten Jahr oft 30 bis 40% des Wertes. Das kann bilanziell nicht mehr dargestellt werden. Auch hierdurch entsteht eine negative Stille Reserve.

Ähnlich ist es auch bei den geringwertigen Wirtschaftsgütern: Zwar wurde die Verbrauchsfiktionsgrenze aus der Richtline 6.13 EStR in den neuen §6 Abs. 2a EStG verlagert und von 60 Euro auf 150 Euro angehoben, sodaß mehr Kleinmaterial und Kleingeräte direkt als Aufwand behandelt werden können, aber im ebenfalls ausgeweiteten Bereich zwischen 150 und 1.000 Euro müssen geringwertige Wirtschaftsgüter nunmehr pauschal über fünf Jahre abgeschrieben werden. Und zwar ausdrücklich auch, wenn sie das Vermögens längst verlassen haben, aus welchem Grund auch immer. Nichtmal eine außerordentliche Abschreibung ist hier mehr möglich. Das trifft insbesondere viele Bürocomputer, die zwar nach AfA-Tabelle über drei Jahre abgeschrieben werden dürfen, jetzt aber doch fünf Jahre in den Büchern stehen – wenn sie unter 1.000 Euro wert sind. Kein Wunder, daß auch hier eine negative Stille Reserve entsteht.

Wurde die deutsche Bilanz wegen ihrer tendenziellen Unterbewertung vielfach kritisiert, so ist eine ganz ähnliche Kritik jetzt wegen potentieller Überbewertung berechtigt, gerade auch weil steuerrechtliche Bewertungen durch den Maßgeblichkeitsgrundsatz auch handelsrechtlich relevant sind. Aussagekräftiger ist das Zahlenwerk damit nicht geworden. Das Motiv hat sich von der Vorsicht des Kaufmannes in die Gier des abzockenden Steuerstaates verlagert, aber das grundsätzliche Übel ist geblieben. Es hat nur gleichsam das Vorzeichen gewechselt. Das indes ist typisch deutsch. „Diese Gesetzesänderungen“, so mutmaßt ein Leser, sollten wohl nur „dazu dienen, unsere Abschlüsse denen der Zockerbanden anzugleichen“. Der Mann hat’s kapiert.

Und das letzte Wort in dieser Richtung ist noch nicht gesprochen: uns steht nämlich aller Voraussicht nach doch noch in dieser Legislaturperiode das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) bevor. Mal sehen, ob das wirklich modernisiert, oder uns noch mehr den Zockerbanden angleicht…

Literatur: Zingel, Harry, „Bilanzanalyse nach HGB“, Weinheim 2006, ISBN-13: 978-3-527-50251-6

22.10.2008

Klickbare Liste mit Handelsregistern in Europa

Posted in Bilanzierung, Buchführung tagged , , , , , , , , um 12:00 pm von Harry Zingel

Seit 2007 sind alle EU-Staaten zur Führung der Handelsregister im Internet verpflichtet. Die Nutzung der jeweiligen Seiten erfordert fast immer Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache. Einige sind kostenlos, andere nicht. Meistens sind jedenfalls die Basiseinträge unentgeltlich einzusehen. Eine Garantie für Vollständigkeit und Richtigkeit kann selbstverständlich nicht gegeben werden.

Die wichtigsten Handelsregister in Europa in alphabetischer Reihenfolge:

DerUmfang der einzureichenden bzw. offenzulegenden Unterlagen variiert. Es gibt noch kein einheitliches europäisches Handelsrecht. Auch die Rechnungslegungsvorschriften sind bekanntlich bunt gemischt. Der Nutzen solcher elektronischer Veröffentlichung bei der Recherche nach Geschäftspartnern oder Schuldnern ist aber dennoch unzweifelhaft.

10.10.2008

Wichtige Reccourcen zur Buchführung

Posted in Bilanzierung, Buchführung, Grundlagen tagged , , , , , , , , , um 2:11 pm von Harry Zingel

Auf den Zingelseiten und im BWL-Boten gibt es eine Vielzahl von Ressourcen zur Buchführung, die im wesentlichen auf Teilnehmer kaufmännischer Aus- und Fortbildung gerichtet sind, die sich mit Buchungssätzen und Kontierungsübungen herumschlagen (müssen). Diese Unterlagen sind kostenlos und für alle erreichbar.

Besonders beliebt ist die dreiteilige Serie von Skripten im PDF-Format (Teil 1, Teil 2, Teil 3). Teil 1 enthält hierbei die Grundlagen, Teil 2 die Geschäftsbuchungen und Teil 3 die Abschlußbuchungen.

Auch im BWL-Boten sind aber immer wieder Artikel mit Buchungs- und Kontierungsmethoden erschienen:

Beliebt sind auch die grundlegenden Beispiele zur Bilanzierung:

Es kann bedeutsam sein, dieses Material, und die weiteren auf den Seiten zu findenden Übungen und Zahlenbeispiele, im einzelnen durchzuarbeiten. Sie sind vielfach sehr klausurnah gestaltet und gehören in jede buchhalterische Grundausbildung.

Für weiterreichende Probleme gibt es natürlich das Forum für Betriebswirtschaft: Kostenlos, aber nicht umsonst…

19.09.2008

Ressourcen und Lehrmaterial über Buchführung

Posted in Bilanzierung, Buchführung tagged , , , , , um 5:56 am von Harry Zingel

Aus- und Fortbildungsteilnehmer finden es immer wieder schwer, sich in die Grundkonzepte der Buchführung einzuarbeiten. Während eine Menge Materiala nur auf der BWL CD zu finden ist, biete ich auch eine Reihe von Unterlagen öffentlich und kostenlos im Netz an. Die wichtigsten sind diese drei Skripte:

1. Grundlagen der Buchführung
2. Grundlagen der wichtigsten Geschäftsbuchungen
3. Buchungen des Jahresabschlusses

Diese drei Skripte sollten in der hier genannten Reihenfolge bearbeitet werden, denn sie bauen aufeinander auf.

Mehr Material befindet sich in http://www.zingel.de/index0.htm im Bereich „Buchführung“ (Taste links drücken) und noch viel mehr auf der bekannten CD.

Natürlich ist es erlaubt, diese allgemein verfügbaren Materialien auch zu benutzen. Ebenso selbstverständlich darf das Material auch verlinkt werden; schließlich steht es ja öffentlich im Netz. Es indes auf die eigene Seite zu stellen, bringt wenig, denn es versteht sich von selbst, daß dieses Material immer auf dem neusten Stand gehalten wird. Es erscheinen also immer wieder neue, aktualisierte Versionen, so daß Downloads schnell veralten.