05.11.2008

Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 1 von 3: Kosten sind nicht immer Zahlungen!

Posted in Kostenrechnung tagged , , , , , , , , , , um 6:58 am von Harry Zingel

Die Grundbegriffe der Kostenrechnung sorgen immer wieder für Kurzweil. Wer Auszahlungen, Ausgaben, Aufwendungen und Kosten nicht auseinanderhalten kann erlebt spätestens in der Prüfung eines böse Überraschung. Das gilt auch für Klausuren, die solche Grundkenntnisse nicht mehr abfragen, sondern voraussetzen. Besonders in der Maschinenrechnung ist die zugrundeliegende Kostenrechnung bedeutsam. Selbst die Industrie- und Handelskammern machen hier Fehler, sogar in ihren eigenen Prüfungen.

Maschinenkosten sind alle Kosten im Zusammenhang mit Besitz und Betrieb von Maschinen. Bei der Anschaffung von Anlagen entstehen Anschaffungskosten, die aber eben gerade keine Kosten sind, aber die Grundlage für die Zinskostenrechnung.

Die Kostenartenrechnung in der Maschinenrechnung unterscheidet sich damit nicht grundsätzlich von der Kostenartenrechnung anderer Bereiche der Kosten- und Leistungsrechnung. Was als neutraler Aufwand nicht in die Voll- oder Teilkostenrechnung gehört, hat auch in der Maschinenrechnung nichts verloren. Auch hinsichtlich technischer Anlagen ersetzt die kalkulatorische Abschreibung die steuerliche Abschreibung der Buchhaltung. Finanzierungszinsen für Maschinen gehören nicht in die Kostenrechnung. Darin aber steckt bereits ein bedeutsames Ergebnis: da die Kostenrechnung eine Produktionsfaktorrechnung ist, kommt sie zu anderen Ergebnissen als beispielsweise die dynamische Investitionsrechnung, die rein zahlungsorientiert denkt. Eine Anlage, die durch Kredit, finanzierten Kauf oder Finanzierungsleasing beschafft wird, kann im Bereich der dynamischen Investitionsrechnung anders bewertet werden als in der Kostenrechnung, weil die Kostenrechnung andere Größen zugrundelegt als die Investitionsrechnung. Dies ist keine Schwäche der Verfahren und schon gar kein Rechenfehler, sondern der Grund, warum die Betriebswirtschaft eine Kunst ist: man muß es können, und nicht nur wollen. Insbesondere muß man scheinbar widersprüchliche Rechenergebnisse zu einer einheitlichen, folgerichtigen Strategie zusammenführen. Das ist, was hinter dem Zahlenwerk liegt. Das ist eine Kunst, die man nicht in Formeln und Algorithmen lernen kann.

Kosten sind eine periodenbezogene Faktorbewertung. Sie sind daher von Zahlungen unabhängig. Das ist auch in der Maschinenrechnung so. Ein Beispiel illustriert dies: eine Lokomotive fahre im Jahr durchschnittlich 60.000 km. Alle 90.000 km muß sie zu einer großen Durchsicht, die 7.200 Euro kostet. Auch wenn im aktuellen Jahr keine große Durchsicht ansteht, also keine Zahlung fällig wird, entstehen doch anteilige Kosten i.H.v. 4.800 Euro oder zwei Dritteln der Inspektionskosten für zwei Drittel der Fahrtstrecke.

Der durch eine Maschine verursachte Materialverbrauch umfaßt die Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie ggfs. Halbfabrikate und Kaufteile. Er ist nach Materialentnahmescheinen zu bewerten, wenn eine Eingangslagerung besteht. Auch dies ist ein von Zahlungen unabhängiges Phänomen: Material kann in einem Geschäftsjahr gekauft, eingelagert und bezogen aber erst im kommenden Jahr verbraucht werden. Die Ausgaben und Auszahlungen liegen dann im alten Jahr, aber die Grundkosten (Zweckaufwendungen) gemäß Entnahmeschein im neuen Jahr.

Der Prüfungsteilnehmer sollte solche Grundlagen im Detail einstudieren, denn sie bilden die elementare Grundlage des gesamten Rechnungswesens. In den folgenden Beiträgen gehen wir auf einige wichtige Einzelheiten der Maschinenkostenrechnung ein und legen die Grundlage für erfolgreiches Überstehen der wichtigsten Klausurfallen.

Literatur: Zingel, Harry, „Kosten- und Leistungsrechnung“, Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-50388-9, Amazon.de | BOL | Buch.de. Auf der BWL-CD ohne Mehrkosten enthalten.

26.09.2008

Beliebte Fehler in der kalkulatorischen Zinsrechnung

Posted in Kostenrechnung tagged , , , , , , , , , um 5:54 pm von Harry Zingel

Leider werden bei der kalkulatorischen Zinsrechnung viele Fehler gemacht. Das betrifft sowohl die Abgrenzung der Zinskosten von den Zinsaufwendungen als auch die kalkulatorische Zinskostenrechnung selbst. Auch die Aufgabenautoren und Prüfungspoeten der Industrie- und Handelskammern sind davor nicht gefeit, denn in Kammerprüfungen wurden schon eine Vielzahl von schweren Fehlern entdeckt.

Die grundlegende Abgrenzung der Zinskosten von den Zinsaufwendungen ist in http://www.bwl-bote.de/20070225.htm dargestellt (mit druckbarer PDF). Es wird empfohlen, sich diesen Artikel zuerst anzusehen, denn er legt den Unterschied zwischen Schuldzinsen und Kostenzinsen dar, der nicht dem umgangssprachlichen Gebrauch dieses Zinsbegriffes entspricht.

Eine Übersicht über die wichtigsten Rechenmethoden ist in http://www.bwl-bote.de/20080303.htm zu finden. Dieser Artikel bietet auch eine Übersicht über die häufigsten Fehler und zeigt, warum diese Methoden fehlerhaft sind.

Dann nehmen wir uns mal die IHK-Prüfungen vor. Die in den folgenden Artikeln dargestellten Fehler beziehen sich alle auf Prüfungen „Geprüfter Betriebswirt“ und „Geprüfter Technischer Betriebswirt“:

· Zinsen auf WBW: http://www.bwl-bote.de/20080129.htm
· Der Subtraktionsfehler: http://www.bwl-bote.de/20070223.htm
· Die Nullrentabilität: http://www.bwl-bote.de/20080214.htm
· Der Nutzungsdauer-Fehler: http://www.bwl-bote.de/20080212.htm
· Starre Mindestrentabilität: http://www.bwl-bote.de/20071008.htm
· Das Abzugskapital-Problem: http://www.bwl-bote.de/20070909.htm

Leider werden Prüfungsteilnehmer, die richtig rechnen, doch als falsch korrigiert. Es wird daher empfohlen, die beschriebenen Fehlerquellen genau zu studieren, so daß man in der Prüfungsveranstaltung die Knallschoten erkennt, bevor man in die Falle tappt. Die optimale Lösung wäre, die Sache dann richtig zu machen, die Aufgabe zu korrigieren und zu kommentieren, und auf einen einsichtigen Prüfer zu hoffen. Leider gibt es eine Menge inkompetente Prüfer, die oft die Teilnehmerarbeiten nicht mal richtig lesen. Wer befürchtet, mit so einer Pfeife konfrontiert zu werden, kann für die Prüfung falsch rechnen, um als richtig bewertet zu werden. Diese Herangehensweise ist zwar etwas feige 😉 aber pragmatisch.

Dennoch wird empfohlen, bei Fehlern in Prüfungen im Forum für Betriebswirtschaft Hinweise auf die Fehler zu posten oder den Autor dieses Blogs zu informieren. Das gilt übrigens auch bei Problemen mit inkompetenten Prüfern. Aus Köln habe ich hierzu schon höchst interessante Berichte…